Entkopplung von China: Denken mehr Unternehmen darüber nach?

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Seit 2020 hat sich die globale Unternehmenslandschaft neu definiert. Beginnend bei Versäumnissen in der Politik bis hin zu Schwachstellen in den Lieferketten sowie der Personalpolitik wurden Schwachstellen aufgezeigt, die es zu beheben galt. Gleichzeitig wurden auch Beispiele für hervorragende Partnerschaften, sei es auf politischer oder wirtschaftlicher Ebene, sichtbar. Während einige Partnerschaften zur Stärkung ihrer Position beigetragen haben, wurden bei anderen die Defizite deutlich herausgestellt. Dies gilt vor allem für diejenigen, die in China geschäftlich tätig sind oder dort Geschäftsbeziehungen unterhalten. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, ob mehr ausländische Unternehmen eine Entkopplung von ihrer chinesischen Einheit in Erwägung ziehen und welche Gründe für eine solche Entwicklung sprechen.

Wachsende Herausforderungen

Obwohl der chinesische Markt schon immer herausfordernd war, war er in den letzten zehn Jahren für die meisten Unternehmen ein äußerst lukrativer Markt. Das wirtschaftliche Umfeld in China erlebte unmittelbar nach dem Ausbruch der Pandemie einen Boom und scheint inzwischen ebenfalls geschwächt zu sein. Diese Auswirkungen dürften kurz- bis mittelfristig anhalten.

Angesichts der strikten politischen Haltung, der geringeren Wachstumsrate, der Immobilienkrise, der Reisebeschränkungen und der anhaltenden COVID-19-Beschränkungen ist die Geschäftstätigkeit in China vor allem für Unternehmen mit ausländischen Anteilseignern in diesem Land zu einer schwierigen Aufgabe geworden.

Gesetzliche Änderungen

Im September 2021 trat das chinesische Datenschutzgesetz in Kraft, das viele ausländische Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in China verunsichert hat (lesen Sie hier mehr darüber). In den letzten zwei Jahren haben sich immer mehr internationale Unternehmen vom Markt zurückgezogen, weil sie das Geschäftsumfeld als zunehmend schwierig wahrnehmen.

Der Hintergrund des Datenschutzgesetzes und die Frage, ob eine Übermittlung von Daten von China aus möglich ist oder ob chinesische Behörden Zugang zu sensiblen Daten ausländischer Unternehmen haben können, steht im Fokus der Entkopplung großer ausländischer Unternehmen von China. Prominente Beispiele hierfür sind LinkedIn (Microsoft) und die Nike Running App, die sich beide aus dem chinesischen Markt zurückgezogen und sich dafür entschieden haben, eine lokale Version ihrer Produkte zu entwickeln, die von ihren ausländischen Einheiten getrennt ist.

Die Besorgnis ausländischer Unternehmen über das sich verändernde regulatorische Umfeld, insbesondere in Bezug auf die Rechte an geistigem Eigentum, ist nicht neu. Im Laufe des nächsten Jahres werden sich wahrscheinlich noch mehr Unternehmen für eine Abkopplung bzw. Isolierung ihrer chinesischen Einheit entscheiden.

Umstellung der Lieferketten außerhalb Chinas

Ein weiterer wichtiger Grund, warum die Unternehmen ihre Abhängigkeit von China verringern, liegt in den globalen Lieferketten. Während der vergangenen zwei Jahre haben wir die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und anderer Vorfälle wie der Blockade des Suezkanals erlebt, die sich erheblich auf die globalen Lieferketten ausgewirkt haben. Chinas Reaktion auf die Pandemie und die anschließende Umsetzung der Null-COVID-Politik hat die Produktion und Fertigung sowie den Rückstau in den Lieferketten stark beeinträchtigt.

Angesichts der nach wie vor geltenden Reisebeschränkungen und sporadischen Lockdowns im ganzen Land besteht für Unternehmen mit großen Teilen ihrer Lieferkette in China das Risiko, dass diese beeinträchtigt wird.

Auch wenn viele Unternehmen erwägen, Teile ihrer Produktion in andere Länder im asiatischen Raum zu verlagern, ist dies aus zwei Gründen für die chinesische Wirtschaft zunächst nicht schädlich. Erstens: Auch wenn die Unternehmen ihre Lieferketten neu konfigurieren, wird es äußerst schwierig sein, ihre gesamte Produktion aus China heraus zu verlagern, da es in anderen Ländern an Infrastruktur mangelt und Unternehmen mit den dortigen Gesetzen und Bestimmungen weniger vertraut sind. Zweitens: China will sich von einer produzierenden zu einer verbraucherorientierten Wirtschaft wandeln, sodass eine allmähliche Verlagerung weg von der Produktion erwartet wird.

COVID-19 Einschränkungen halten an

Im März dieses Jahres kam es in Shanghai und anderen chinesischen Städten zu flächendeckenden Ausgangssperren, die das Leben der Menschen und die Wirtschaft in diesen Städten stark beeinträchtigten. Dies wirkte sich nicht nur in den Städten selbst sondern teils auch auf die globalen Lieferketten aus. Viele in China ansässige Unternehmen haben sich bisher noch nicht vollständig erholt, und einige spüren noch immer die Auswirkungen der anhaltenden Maßnahmen.

Während immer mehr Länder lernen, mit dem Coronavirus zu leben und sich an die neuen Bedingungen anzupassen, wirkt sich Chinas Abschottungsstrategie, die darauf abzielt, das Risiko für seine Bürger zu mindern, weiterhin negativ auf die Unternehmen und die Wirtschaft aus.

Angesichts der noch immer geltenden Reisebeschränkungen und Quarantänezeiten werden Reisende seit mehr als zwei Jahren an der Einreise nach China gehindert. Aufgrund der ständigen Flugstreichungen und der nicht optimalen Quarantänemaßnahmen hatten die Unternehmen Probleme damit, dass eine große Zahl von Führungskräften aus dem Ausland  nicht in der Lage war, Mitarbeiter nach China zu entsenden. Dies wirkt sich nicht nur auf die zwischenmenschlichen Beziehungen aus, die die Grundlage für gute Geschäftspartnerschaften bilden, sondern führt auch zu einer geringeren Sichtbarkeit der chinesischen Geschäftsaktivitäten.

Weitere Gründe weshalb Unternehmen sich abwenden

Die konkreten Gründe für die Einschränkung von Aktivitäten in der chinesischen Wirtschaft oder die Abkopplung von ihr sind zwar von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, es lässt sich jedoch beobachten, dass ausländische Unternehmen in zahlreichen Branchen ihre Abhängigkeit von China und dem chinesischen Markt verringern.

Die von der Europäischen Handelskammer in China durchgeführte „European Business in China Business Confidence Survey 2022“ (BCS) ergab, dass trotz eines Umsatzanstiegs der Unternehmen im Jahr 2021 60 % der Befragten im Vergleich zum Vorjahr mehr Schwierigkeiten bei der Ausübung ihrer Geschäftstätigkeit in China hatten.

Verstärkter Fokus auf ESG

Der Fokus des Umwelt-, Soziales- und Unternehmensführungs- (ESG) Rahmenwerks sowohl in Europa als auch in Nordamerika wird sich ebenfalls auf Geschäfte mit China auswirken. Die Fokussierung des Rahmenwerks auf Themen wie zuverlässige Lieferketten und stabile Beschäftigung hat dazu beigetragen, Herausforderungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise zu bewältigen. Zudem hat es die Bedeutung belastbarer Investitions- und Managementansätze aufgezeigt. Unternehmen sollen auf Geschäftsführungs- und Vorstandsebene über die Ergebnisse der ESG-Umsetzung berichten.

Mit den Herausforderungen einer nachhaltigen und stabilen Lieferkette müssen sich viele Unternehmen auseinandersetzen. Das hat zu interessanten Erkenntnissen geführt. Die Unternehmen versuchen, ihren Lieferantenkreis zu diversifizieren, alternative Lieferanten in der Nähe des eigenen Standorts zu finden oder auf Lokalisierung und Innovation zu setzen.

Mangel an Transparenz

Die Europäische Kommission weist auf weitere Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Handelsabkommen zwischen der EU und China hin, darunter die mangelnde Transparenz sowie Zölle und industriepolitische Maßnahmen, die es ausländischen Unternehmen erschweren, in China wettbewerbsfähig zu bleiben. Hinzu kommt der Vorteil, den staatliche Unternehmen gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten haben, wie z. B. der Zugang zu bestimmten Vorzugsregelungen und ein größerer Handlungsspielraum, der für ausländische Unternehmen nicht gilt.

Da die globalen Aussichten derzeit vor allem aufgrund geopolitischer Spannungen eher rückläufig sind, wird es immer wichtiger, die wirtschaftliche Erholung zu fördern und die operativen Strategien neu zu bewerten.

Fazit

Die Suche nach Perspektiven außerhalb der traditionellen Strukturen und die optimale Nutzung des gesamten Wissens und der Fähigkeiten, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen, sind unerlässlich geworden. Um Stabilität zu erlangen sollten Unternehmen jetzt die für sie beste Entscheidung treffen, sei es die Suche nach neuen Märkten in anderen Schwellenländern oder die Umstrukturierung und Neuausrichtung der bestehenden chinesischen Niederlassung mit lokalen Partnern, um den laufenden Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten.

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